Unser Ratgeber zu einer stressarmen Geburt

Wir sind zwar keine Spezialisten, aber nach vier miterlebten Geburten können wir doch einige wertvolle praktische Ratschläge zum Thema beisteuern. Geburten sind ja im Grunde genommen etwas sehr Alltägliches und dabei Wundervolles. Die Ratschläge sind für das erste Kind gedacht, danach haben Sie ja schon die auf Sie ganz persönlich zugeschnittenen Erfahrungen gesammelt. Es ist immer von Ihr Mann / Ihre Frau die Rede, aber unsere Ratschläge funktionieren auch bei unverheirateten Paaren (selbst getestet) und bei sonstigen denkbaren Konstellationen.

Die Zeit davor

Der werdende Vater braucht zunächst viel Ruhe und Verständnis, um sich mit seiner neuen Aufgabe als verantwortungsbewusster Ernährer und Beschützer der wachsenden Familie zurechtzufinden. Für die Mutter ist es ratsam, auf genügend Bewegung zu achten und ihren gewohnten Tagesablauf nicht umzustellen.

  Tipp:    machen Sie das, wozu Sie Lust haben und wobei Sie persönlich sich gut fühlen (inklusive zwischenmenschlicher Beziehungen, exklusive Drogenkonsum mütterlicherseits), und halten Sie sich von Kursen zur Geburtsvorbereitung fern.

Bevor es losgeht

Suchen Sie sich ein Krankenhaus in Ihrer Nähe aus und melden Sie sich dort an, damit man dort nicht verschnupft ist, wenn Sie eines Tages einfach vor der Tür und Ihre Daten noch nicht im Computer stehen. Die Wahl des Krankenhauses sollte eher von geographischen Erwägungen geleitet sein, damit man, wenn's soweit ist, schnell hinkommt, und damit hinterher die Besuchswege für den Papi nicht zu weit werden (großer Parkplatz, keine Kneipe in der Nähe)

  Tipp:    Ob Sie sich bei der Geburt wohlfühlen, hängt nicht so sehr von der Klinikleitung oder den baulichen Gegebenheiten, sondern hauptsächlich von Ihnen selbst und von der Hebamme ab, und die wechselt mit jeder Schicht. Sie können also viel Glück oder weniger Glück haben. Hebammen sind auch nur Menschen. Seien Sie nett zu ihnen.

Kurz bevor es losgeht

Sie brauchen vor der Geburt keine Angst zu haben. Insbesondere als Vater haben Sie nichts zu befürchten, so lange Sie sich mehr um ihre Frau als um die Hebamme kümmern. Bleiben Sie cool und bitten Sie Ihre Frau, nicht soviel zu stöhnen.

  Tipp:    Hören Sie nicht auf irgendwelche Horror- Geburtsgeschichten, die Ihnen "gute Freundinnen" berichten, sie sind immer reichlich ausgeschmückt. Der weibliche Körper hat sich während der Schwangerschaft optimal auf die Geburt vorbereitet. Während der Geburt ist es eher mühsam im Sinne von Arbeit; Schmerzen spüren Sie aufgrund der Anspannung kaum. Und danach heulen Sie höchstens vor Glück, dass Sie Ihr Kind in den Armen halten.

Direkt bevor es losgeht

Wenn es im Unterleib zieht, könnten es Wehen sein. Wenn Sie einen Schwall Wasser verlieren, könnte es das Fruchtwasser gewesen sein, dann sollten Sie direkt zur Klinik. Ansonsten können Sie sich Zeit lassen, bis die Wehen alle 5 Minuten kommen, sonst warten Sie sich im Krankenhaus die Beine in den Bauch. Wenn Sie die Zeit für gekommen halten, schalten Sie den Computer aus, holen Ihre Frau vom Fernseher weg und machen sich auf den Weg.

  Tipp:    Nehmen Sie was zu essen mit. Die von den Krankenkassen bezahlten Krankenhäuser haben meist starre Essenszeiten, und nach der Geburt ist es wie nach der Arbeit: Sie werden hungrig sein. Und wenn es zwischen 6 Uhr abends und 6 Uhr morgens nur Sprudelwasser und Joghurtbecher gibt...

Wenn es losgeht

Leider ist es heute immer noch oft der Fall, dass der Vater nicht seiner Leistung entsprechend gewürdigt wird. Besonders bei Geburten, wo er doch eigentlich aufmunternde Zusprüche und Anerkennung dringend nötig hat, wird die Aufmerksamkeit doch allzu sehr auf die Mutter fokussiert. Betrachten Sie dies als Laune der Natur, für die Sie später, wenn Sie bei Sonnenuntergang in archaischer Haltung am Autobahnparkplatz an einen Baum pinkeln, nur noch ein mildes Lächeln übrig haben.

  Tipp:    Als Mann nehmen Sie die Mutti an die Hand und fragen Sie, was sie will. Das machen Sie dann ohne ausschweifende Diskussionen. Wenn Ihre Frau bei jeder Wehe schreit, schlagen Sie ihr vor, bei der nächsten Wehe ausnahmsweise ruhig zu bleiben. Es ist dann für ihre Frau leichter (für Sie auch, aber darauf kommt es im Moment nicht so an).

  Tipp:    Als Frau sagen Sie, was sie möchten, versuchen Sie ruhig zu atmen und zu bleiben. Lassen Sie sich vom Wehenschreiber nicht irritieren. Wenn es einen Alarm gibt, ist der Grenzwert falsch eingestellt, und wenn das Herz des Babys aufhört zu schlagen, ist nur der Sensor verrutscht. Hören Sie auf Ihren Körper und auf die Hebamme (in dieser Reihenfolge).

  Tipp:    Die Zeit der Heroen ist vorbei. Wenn Sie meinen, Sie hätten gerne ein Schmerzmittel, dann bitten Sie rechtzeitig darum. Während des nächsten Abschnitts ist es zu spät dafür.

Wenn es richtig losgeht

Wenn die Presswehen anfangen, bedeutet dies, dass ihr Baby jetzt wirklich richtig rauskommt. Jetzt können Sie als Papi Ihrer Frau helfen, indem Sie ihren Kopf nach vorn auf die Brust drücken (nicht zu fest, kann später zu Vorwürfen führen) und die Knie anziehen. Die Hebamme zeigt Ihnen, wie. Sagen Sie ihrer Frau, was von ihrem Kind schon zu sehen ist.

  Tipp:    Die Zeit für Diskussionen ist nun vorbei. Immer schön drücken, wie auf der Toilette... Hören Sie auf die Hebamme und auf sich selbst (in dieser Reihenfolge)

Wenn das Kind raus ist

Das Tagwerk ist vollbracht! Lehnen Sie sich genüsslich zurück und seien Sie zufrieden mit sich und der Welt. Danken Sie Gott (oder wem auch immer) für dieses Wunderwerk der Natur und lassen Ihren Freudentränen freien Lauf. Wenn Ihre Frau sagt, sie will kein Kind mehr, nehmen Sie dies nicht persönlich; sie wird ihre Meinung ändern.

  Tipp:    Auf allen Bildern sehen Babys immer schön rosig aus. Nicht so, wenn sie gerade dem Mutterleib entsprungen sind. Die Haut ist seltsam blass - blau, als ob das Baby tot wäre. Denn die Haut muss sich erst an die Luft gewöhnen, und auch der Kreislauf des Babys ist nach der Geburt noch etwas gestresst: Ihr Kind hat bei der Geburt wesentlich mehr geschuftet als Sie! Nach einem viertel Stündchen sieht ihr Baby aus wie auf Werbefotos! (Ein eventuell durch den Geburtskanal etwas deformierter Kopf braucht ein paar Tage mehr, aber das ist so vorgesehen).

Vorbei ist nicht vorbei

Nach dem Kind kommt noch der Mutterkuchen, der Ihr Kind bis jetzt wie einen Raumfahrer versorgt hat. Wenn Sie beim Anblick einer rohen Leber nicht gleich umfallen, sollten Sie einen Blick riskieren. Schneiden Sie die Nabelschnur dort durch, wo es Ihnen die Hebamme zeigt, sonst gibt es Komplikationen. Ruhig mit Schmackes schneiden, die Nabelschnur ist stabil.

  Tipp:    Sie sind jetzt gestandene Eltern und haben keine Geburtstipps mehr nötig!

Nachsorge

Nach der Geburt hat sich bei uns folgender Ablauf bewährt:

  1. Papi kümmert sich um Mutti, Mutti ums Kind
  2. Papi kümmert sich ums Kind, Mutti futtert
  3. Pennen gehen

Wenn es nach hinten losgegangen ist

Wenn  nach der Geburt plötzlich viele Ärzte auftauchen und Ihr Kind auf die Intensivstation in einen Brutkasten muss: Cool bleiben, Frau trösten (falls sie es schon mitbekommen hat), später ihr Kind besuchen und mit dem Arzt reden - meist ist es eine Vorsichtsmaßnahme. Ansonsten: Kind streicheln, mit ihm reden, nicht von den Schläuchen irritieren lassen.

  Tipp:    Sich immer um Frau und Kind gleichermaßen kümmern, Hoffnung hegen und keine Vorwürfe verbreiten.


Wenn sie Pech hatten (man muss es so sehen, es gibt keine Schuldfrage) und ein behindertes Kind bekommen haben, versuchen sie ihr Kind und dessen Handicap möglichst schnell zu akzeptieren, sie haben sowieso keine andere Wahl. Das Kind empfindet die Behinderung nicht so stark wie die Umwelt, die Probleme kommen erst mit der Schulzeit. Wenn Sie dies für einen gangbaren Weg halten, besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe. Die Eltern von behinderten Kindern sind praktisch alle sehr nett und haben einen gefestigten Charakter. Leider hat sich manchmal der Papi aus dem Staub gemacht. Die verbliebenen Mütter sind dafür doppelt so stark.