GVO - Genetisch veränderte Organismen

Bevor unsere Urahnen Brot essen konnten, mussten sie sich von wilden Tieren ernähren. Irgendwelche Zufälle oder intelligente Urmenschen sind dann auf die Idee gekommen, Gräser zu züchten, bis daraus Getreidepflanzen wurden. Die Züchtung durch Kreuzen verschiedener Pflanzen braucht sehr viel Zeit (Jahrzehnte), und das Ergebnis ist nicht genau vorhersagbar. Diese Züchtung erfolgt auch heute noch, und im Grunde ist jede Züchtung ein Eingriff in das Erbmaterial der jeweiligen Pflanze, und die daraus entstehende Pflanze ist genetisch verändert.

Bei den heute in der Diskussion stehenden Pflanzen geschieht die Züchtung so, dass ein Teil der Erbinformation im Labor direkt am Erbgut ausgetauscht wird. Der Sinn dahinter liegt darin, die Pflanzen resistent gegen Unkraut- und Ungeziefer- Vernichtungsmittel zu machen. Dann kann man die Äcker mit Mitteln gegen Schädlinge und Unkräuter behandeln, ohne die Pflanze selbst zu schädigen. Dadurch soll die Ernährungssituation gesichert werden, denn die Weltbevölkerung steigt enorm und die Ackerflächen gehen zurück, zudem wird etwa 1/3 der Ernte durch Schädlinge zerstört.

In der Praxis sieht das so aus, das die Konzerne, die GVO- Pflanzen anbieten, auch das dazugehörige Unkraut- und Ungeziefer- Vernichtungsmittel verkaufen. Der Bauer bzw. seine Genossenschaft sorgt sich nicht mehr um sein eigenes Saatgut, sondern kauft also alles aus einer Hand (Saatgut und Spritzmittel) und ist somit an den Konzern gebunden. Das Bestreben, ein Monopol zu erlangen, ist schließlich nicht strafbar. Aber die Auswirkungen sind globaler, als wenn Microsoft den Internet Explorer und den Mediaplayer im Betriebssystem verankert.

In den USA sind inzwischen rund 50 GVO- Pflanzen erlaubt (Kartoffel, Mais, Melone, Raps, Reis, Soja, Tomate, Zichorie, Zuckerrübe), in Europa etwa 10 (Mais, Raps, Soja, Tabak, Zichorie) und in der Schweiz 4 (Mais, Soja). Sozusagen Patente auf Lebensmittel.

Wenn nun Produkte mit GVO teurer wären, so könnte dies ein Zeichen von deren höherer Qualität sein. Dem ist aber nicht so; im Gegensatz sind konventionelle Rohstoffe aufgrund der nun notwendigen Kontroll- Analysen teurer. Ein bisschen sehr suspekt wird die Geschichte zudem, wenn man merkt, mit welcher Macht die GVO- Produkte gegen alle Widerstände durchgedrückt werden. So sind z.B. in den USA genetisch veränderte und konventionell gezüchtete Pflanzen per Gesetz gleich gestellt und werden absichtlich vermischt, ohne dass dies deklariert werden muss. Das Ziel ist es offenbar, dass der Widerstand derjenigen Konsumenten, die keine GVO essen wollen, gebrochen wird, wenn sie erkennen müssen, dass es keine 100% reinen konventionellen Rohstoffe mehr gibt, sondern überall GVO- Pflanzen enthalten sind.

In Europa ist in dieser Hinsicht die Politik auf Seite der Konsumenten, denn alle GVO- Produkte müssen als solche deklariert werden. Aber wie das so ist mit der Politik: Sie lebt von Kompromissen. So braucht z.B. Fleisch oder Milch von Tieren, die mit GVO- Pflanzen gefüttert wurden, nicht deklariert zu werden. Und es gibt eine Marge von 0,9%, unter der eine Verunreinigung mit GVO nicht deklariert werden muss.

Die Lebensmittelindustrie in Europa geht davon aus, dass die Verbraucher keine GVO wollen und versucht, über Anbauverträge mit Bauern, dokumentierter Rückverfolgung des Warenflusses und Kontroll- Analysen eine GVO- freie Versorgung zu gewährleisten. Aber schon bald wird es keine 100% GVO- freien Rohstoffe mehr geben, denn Pollenflug und Vermischung beim Transport (Umschlag im Hafen) sind nicht aufzuhalten, und irgendwann gibt es auch kein reines Saatgut mehr.

Im Jahr 2004 haben weltweit 8,25 Millionen Landwirte GVO- Pflanzen angebaut. Der Flächenzuwachs gegenüber dem Vorjahr (7,2 Mio. ha) war dabei in den Entwicklungs- und Schwellenländern (China, Argentinien, Brasilien, Indien) erstmals größer als in den Industrieländern. Mit Abstand die größten Flächen liegen aber weiterhin in den USA, gefolgt von Argentinien und Kanada.