1985

Neuer Parteichef KPdSU wird Michail Gorbatschow als Nachfolger des verstorbenen Tschernenko; er ist ein Günstling des vor zwei Jahren verstorbenen Andropow. Gorbatschow lobt Gromyko auf die Position des Staatsoberhauptes hoch und besetzt das Außenministerium mit dem Georgier Schewardnadse.

Neuer Ministerpräsident der UdSSR wird der Wirtschaftsexperte Ryschkow. 

Ein Fotograf wird getötet, als der französische Geheimdienst im neuseeländischen Hafen von Auckland das Greenpeace- Schiff Rainbow Warrier  versenkt.

Auf einem Ost- West- Gipfeltreffen in Genf handeln Gorbatschow und Reagan eine Reduktion atomarer Sprengköpfe aus.

Im Ruhrgebiet wird Smog- Alarm gegeben. Die europäischen Umweltminister einigen sich auf die stufenweise Einführung von Katalysatoren zur Abgasreinigung bei Kraftfahrzeugen.

Bei dem größten Firmenzusammenschluss in der Geschichte der Bundesrepublik kauft Daimler-Benz den Elektrokonzern und Rüstungsriesen AEG.

Die RAF-Terroristen Klar, Mohnhaupt, Schulz und Wagner werden zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilt.

Die Israelis ziehen sich bis auf einen 10 km breiten Sicherheitsstreifen aus dem Libanon zurück.

Von den zwölf Staaten der Europäischen Union unterzeichnen Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland, Luxemburg, Portugal und Spanien das Schengener Abkommen, das den Wegfall der Grenzschranken zugunsten eines ungehinderten und unkontrollierten Verkehrs vorsieht. Von Datenschützern wird kritisiert, dass die Einrichtung eines Zentralcomputers für die Kriminalstatistik vorgesehen ist. Das Abkommen soll 1995 in Kraft treten. 

Das Wrack der Titanic wird gefunden.

Der erst 17jährige Boris Becker gewinnt als erster Deutscher das Tennisfinale in Wimbledon. 

Im Brüsseler Heysel- Stadion kommt es vor dem Endspiel um den Europacup der Landesmeister zum größten Krawall- Unglück in der Geschichte des Fußballs, als englische Hooligans eine Massenschlägerei anfangen. In der in Panik fliehenden Zuschauermenge werden 39 Menschen zerquetscht und über 200 verletzt.

Im mittelenglischen Bradford fordert während eines Fußballspiels ein Brand 54 Todesopfer.

Es werden Glasfaserkabel produziert, mit denen gleichzeitig über 250.000 Telefonate abgewickelt werden können.

Es kommt zum größten Austausch von Spionageagenten seit Gründung der beiden deutschen Staaten (25 West- gegen 4 Ostspione). Friedrich Karl Flick verkauft sein Unternehmen an die Deutsche Bank.

Bei einer Demonstration in Frankfurt wird ein Teilnehmer von einem Wasserwerfer tödlich überrollt. Im bayerischen Wackersdorf kommt es gegen die dort geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage zu Großdemonstrationen.

Von Österreich ausgehend wird ein Weinskandal europäischen Ausmaßes öffentlich bekannt, in den auch deutsche Winzer verwickelt sind. Die Weine waren mit Frostschutzmitteln verpanscht worden. 

Der Abteilungsleiter für Spionageabwehr beim Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz, Hansjoachim Tiedke, wechselt in die DDR über. Über den so entlarvten Spion stürzt dessen ehemaliger Chef und jetziger Leiter des Bundesnachrichtendienstes Herbert Hellenbroich.

Das zweite ausschließlich durch Werbung finanzierte Fernsehprogramm SAT 1 geht auf Sendung.

Der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak wird immer heftiger. Bei den Kämpfen in der Golfregion kommen in wenigen Tagen 50.000 Soldaten ums Leben. Mexiko wird von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht. 

Der Krieg der Sterne

Die Vereinigten Staaten geben 1,4 Milliarden Dollar (1986: 2,5 Mrd. $) für die Entwicklung eines im Weltall stationierten Atomraketenabwehrsystems aus. Dazu müssen feindliche Raketen während ihrer Aufsteigphase geortet und ihre Flugbahn berechnet werden. Danach sollen sie durch am Boden stationierte Laser, die durch im Weltall positionierte Spiegel abgelenkt werden, zerstört werden. Hinzu kommen atomare Kampfsatelliten im Weltall sowie atomare Abfangraketen. Zahlreiche Physiker und Politiker kritisieren das SDI- Vorhaben. Die Wissenschaftler sprechen von sinnloser Geldverschwendung, weil sich das Projekt technisch nicht realisieren lasse.  Besonders Computerexperten halten die Anforderungen für technisch nicht zu bewältigen.

Deutsche D 1 Mission mit Spacelab

Die unter deutscher wissenschaftlicher Leitung stehende Mission D1 schießt das in Bremen neu gebaute SPACELAB mit dem Shuttle CHALLENGER ins All. Mit an Bord sind die deutschen Astronauten Reinhard Furrer und Ernst Messerschmidt. Nachdem beim ersten Spacelab- Flug 1983 mit der Raumfähre COLUMBIA und u.a. Ulf Merbold in elf Tagen 72 Experimente aus den Gebieten Werkstoffkunde, Verfahrenstechnik, Biowissenschaften, Geophysik, Solar- und Astrophysik sowie Plasmaforschung ausgeführt wurden, geht es nun bei den Experimenten um Grundlagenforschung in Bereichen wie physikalische Grenzflächen- und Transport- Phänomene, physikalische Chemie, Medizin, Biologie und Erforschung neuer Verbundwerkstoffe. Die Mission soll zukünftigen Nutzern die Vorteile industriell orientierter Forschung im Orbit zeigen. Spacelab ist auf 10 Jahre oder 50 Flüge ausgelegt.

Flug JA 8119 außer Kontrolle

Mit 520 Toten erlebt Japan den schwersten Absturzunfall in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Der Jumbojet war 7 Jahre zuvor stark hecklastig in Osaka gelandet und hatte eine Schramme am Heck davongetragen; dabei war die hintere Haube der Druckkabine beschädigt und nicht korrekt repariert worden. Ein 0.9 mm breiter Spalt war unbemerkt geblieben und bricht nun  auf. Druckluft tritt aus,  die hintere Schwanzflosse reißt weg. Alle Hydraulikleitungen werden zerstört. Damit ist das vollbesetzte Flugzeug nicht mehr lenkfähig. Kapitän Masami Takahama steuert das Flugzeug mit den Triebwerksgashebeln, während seine Crew verzweifelt mit der manuellen Klappenverstellung kämpft und zur Geschwindigkeitsverminderung das Fahrwerk herauskurbelt. Mehrfach verliert die Crew die Kontrolle über das Flugzeug, wobei jedes Mal in der Passagierkabine Panik ausbricht. Der Kampf dauert 32 Minuten, in denen die Passagiere beten und Abschiedsbriefe schreiben. Dann zerschellt der Jumbo an einem Berg, dem nicht mehr ausgewichen werden kann. Vier  Passagiere überleben schwerverletzt.